Das Selbsthilfebüro der StädteRegion Aachen , A 53.5 Gesundheitsamt, Sozialpsychiatrischer Dienst hat in seinen News folgende Hinweise und in der Datenbank der Städteregion veröffentlicht:
Ehemalige Heimkinder |
Hilfe für Betroffene |
Ernst Christoph Simon weiß, wovon er spricht. Er und sein Bruder waren nur zwei der fast 800.000 Kinder, die zwischen 1949 und 1975 in deutschen Heimen lebten und hinter verschlossenen Türen Hunger, Gewalt, Vernachlässigung und Einschüchterung erleben mussten. Mittlerweile unterstützt auch der LVR Initiativen von Menschen, die Leid und Unrecht in Heimen der Jugend-und Behindertenhilfe erlebt haben. Was ist Ihre Motivation, hier im Raum Aachen eine solche Initiative zu gründen? Es ist eine Form der Bewältigung. Ich möchte Menschen helfen, denen es schlechter geht als mir. Die meisten Menschen mit derartig traumatischen Erfahrungen haben es nicht leicht, befinden sich-auch finanziell- in unsicheren Lebenslagen, in denen Armut, Einsamkeit und Sucht große Themen sind. Es sind häufig Menschen, die Strukturen nicht gewöhnt sind und möglicherweise noch nie darüber gesprochen haben, was ihnen widerfahren ist. Wir bieten einen geschützten Raum an, in dem es möglich ist, sich zu öffnen mit all seinen Erfahrungen. Mittlerweile haben sich in NRW mindestens 3000 Menschen gemeldet, doch es gibt viele, die bislang im Hintergrund geblieben sind und ihre eigene Geschichte unterdrückt haben. Mittlerweile ist die betroffene Generation der Nachkriegsjahre 50 bis 70 Jahre alt. Das heißt, die Vorstellung rückt näher, irgendwann wieder in ein Alters- oder Pflegeheim gehen zu müssen oder gar untergebracht zu werden und dies schürt Ängste und weckt alte, unbewältigte Erinnerungen. Anders als eine klassische Selbsthilfegruppe, die Fördermittel durch die Krankenkassen erhalten, wird Ihre Initiative vom LVR gefördert und sie haben sich Fachleute ins Boot geholt. An welcher Stelle ist dies wichtig? Schon seit 2008 beschäftigt sich der LVR intensiv mit dem Schicksal der Heimkinder und hat wenig später auch eine Studie dazu herausgebracht. Neben den Entschädigungen werden wir als lokale Initiative unterstützt und wir haben die Möglichkeit, Fachleute und Experten mit ins Boot zu holen. So werden wir eng unterstützt vom Deutschen Kinderschutzbund, Ortsverband Alsdorf-Herzogenrath-Würselen und wir haben die Möglichkeit, uns dort auch zu treffen. Seit Jahren schon bin ich aktiv in der Netzwerkarbeit, und ich bin froh, dass wir z.B. die flankierende Unterstützung von Frau Wessels und Herr Abelshausen haben, die uns nach außen unterstützen und Kontakte herstellen. Auch Prof. Deller steht uns zur Verfügung als Supervisor, denn so eine Arbeit kann man nicht alleine machen. Öffentlichkeitsarbeit ist immer wichtig, betont Lars Abelshausen, so werden wir z.B. bei der VHS im Frühjahr 2021 einen Vortrag zu diesem Thema an zu bieten. Auch darüber kann man Menschen erreichen. Wer kann sich an Sie wenden? Alle die darüber mehr wissen wollen und ihre eigene Geschickte verstehen wollen. Wir helfen auch dabei, Ängste abzubauen und sich auf den Weg zu machen, Entschädigungen einzufordern. Dazu kann es z.B. notwendig sein, in alten Melderegistern zu suchen und alte Dokumente herbei zu schaffen, was teilweise auch sehr belastend sein kann. Ansonsten hilft es, immer wieder darüber zu reden. Wer könnte das besser verstehen als wir, die wir es selbst erlebt haben? Ist das Thema traumatischer Heimerfahrungen denn mit der Nachkriegsgeneration wirklich beendet? Nein, so ergänzt Ulla Wessels, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes .Auch junge Menschen heute können die Heimerziehung und die weiteren Begleitumstände auch als sehr belastend und traumatisch erleben. Auch wenn es dazu noch keine Gruppe gibt: Ein Austausch, wie dies von jungen Menschen heute erlebt wird, wäre sicherlich einmal sinnvoll. |