Einrichtung Erinnerungsort Solingen

Begründung:

Einrichtung eines Erinnerungsortes an die schwarze Pädagogik der Heimerziehung in den 1950er bis 1970er Jahren

Im April 2012 schlug Herr Simon (Betroffener und Mitglied im begleitenden Arbeitskreis der LVR-Anlauf- und Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder) der LVR-Direktorin die Einrichtung eines Erinnerungsortes an die schwarze Pädagogik in den Heimeinrichtungen der 1950er bis 1970er Jahre vor. Frau Lubek begrüßte die Idee und fragte an, welcher Ort sich aus Sicht des Dezernates 4 dafür anbietet. Es wurde der ehemalige Arrestzellen- trakt des Halfeshofes in Solingen vorgeschlagen. Frau Lubek stimmte dem zu.

Zunächst wurden das Vorhaben und die vorgeschlagene Örtlichkeit durch Dezernat 4, Vertretern des Halfeshofes (Frau Dr. Lambertz, Frau Weinhold, Herr Naylor), des Dezer- nates 9 (Herr Dr. Nabrings und Kollegin) und des Fachbereiches Kommunikation (Herr Döring) vorgestellt. Alle Beteiligten fanden diese Stätte geeignet und es wurde für das Projekt Zusammenarbeit beschlossen.

Am 25.07.2012 tagte der begleitende Arbeitskreis in Solingen und besichtigte ebenfalls den angedachten Erinnerungsort. Auch diesmal wurde der Ort als beeindruckend authentisch und damit sehr geeignet empfunden. Die Beteiligten sprachen sich einheitlich dafür aus, die Originalität der Räumlichkeiten auf jeden Fall zu erhalten.

Dieses Ergebnis wurde im Juli 2012 dem Landesrat Jugend vorgestellt, der Wert darauf legte, kein rein klassisches Museumsambiente aufzubauen, sondern die Eindrücklichkeit der Räumlichkeiten durch schlichte Gestaltung zur Wirkung kommen zu lassen.

In Zusammenarbeit mit Dezernat 9 (Dr. Nabrings) wurden die folgenden Eckpunkte zur Ausgestaltung und zum Betrieb des Erinnerungsortes erarbeitet:

• Zielgruppen sind Betroffene, Schüler (von Fachschulen), Studierende an Fach- hochschulen und Universitäten sozialer Fachrichtungen und weitere Interessierte.

• Besucher (-gruppen) werden nach Anmeldung begleitet, zunächst durch Mit- arbeiterinnen bzw. Mitarbeiter des Halfeshofes. Perspektivisch können Ehren- amtler eingebunden werden.

  • Die Originalität der Stätte soll so weit wie eben möglich erhalten bleiben, um so den damaligen Zeitgeist ungefiltert spüren lassen.
  • Daher werden Informationsmedien (Fotos, Texttafeln…) spärlich und dezent ein- gesetzt. Für Besucher mit weitergehenden Informationsbedürfnissen wird ein Flyer auf der Basis der LVR-Studie „Verspätete Modernisierung“ entwickelt und ausge- legt.

Bezifferbar sind aktuell folgende Kosten:

  • –  Materialkosten ca.
  • –  Dokumentationsmedien und Flyer, geschätzt
  • –  700 Arbeitsstunden, pauschal

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• Außen soll eine Tafel auf den Erinnerungsort und die Modalitäten von Besichtigun- gen hinweisen.

Auf dieser Basis hat der technische Dienst des Halfeshofes ein bauliches Konzept erar- beitet, das eine Annäherung an den Originalzustand bei vertretbaren Kosten vorsieht. Es wird vorgeschlagen, neben den notwendigen Säuberungs- und Ausbesserungsarbeiten die ursprüngliche Beleuchtung zu rekonstruieren und die Toiletten in den Zellen, die Klin- gelanlage und die Schlösser und Beschläge soweit möglich funktionsfähig, zumindest aber optisch instandzusetzen. Außerdem soll ein Anstrich in den Originalfarbtönen erfol- gen, wobei die noch vorhandenen Inschriften der Arrestanten erhalten bleiben. Die Um- setzung ließe ein beeindruckendes Abbild der damaligen Realität erwarten.

Für eine Arbeitsstunde werden vom Halfeshof üblicherweise ca. 51,– € in Rechnung ge- stellt. Ein gänzlicher Verzicht entspräche einem wirtschaftlichen Verlust für die wie ein Eigenbetrieb geführte Einrichtung, da die für dieses Projekt eingesetzte Arbeitsleistung nicht an anderer Stelle gewinnbringend eingesetzt werden kann.

Durch die Nutzungsänderung, bisher dienten die Räume lediglich als Lager, sind außer- dem überschaubare Kosten für Brandschutzmaßnahmen zu erwarten.

Das Herstellen von Barrierefreiheit stellt im Keller des Altbaus eine technische Herausfor- derung dar, ginge zu Lasten der Originalität des Ortes und würde weitere, vermutlich nicht unerhebliche Kosten verursachen. Ohne grundsätzliche Barrierefreiheit kann das Problem der Zugänglichkeit für Personen mit körperlichen Einschränkungen bei Bedarf durch menschliche Hilfe aus den benachbarten Werkstätten des Halfeshofes gelöst wer- den.

In Vertretung

Elzer

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